Dienstag, 2. Juni 2009

Von der unheimlichen Macht der Wall-Street-Manager

Brigitte Hamann

Gestern war es noch eine Verschwörungstheorie, die die »klügeren« Köpfe belächelten, heute steckt noch immer so mancher gern den Kopf in den Sand. Wir haben es ja gehört, sogar von Präsident Obama persönlich, am 27. Mai gegen Abend: »Man kann nun sicher sagen: Wir sind vom Abgrund zurückgetreten.« Nach ihrer schwersten Krise seit Jahrzehnten zeige die US-Wirtschaft Anzeichen einer Stabilisierung.

Doch die Luft wird dünn für alle, die gern noch daran glauben wollen, dass sich die Weltwirtschaftskrise zwar vielleicht über einen längeren Zeitraum, aber freundlich in Luft auflöst, und das noch ohne größere Einschnitte.

Interessant ist, wie stark die Zahlen, die wir aus dem Finanzsektor hören, von denen der Realwirtschaft abweichen. Hier freundlicher, dort Insolvenzen und steigende Arbeitsplatzverluste. Vom Dezember 2007 bis jetzt gingen in USA 5.738.000 Arbeitsplätze verloren. In der schwierigen Zeit von März 2001 bis Mai 2002 waren es nur 2.221.000 Jobs (Quelle: US Bureau of Labor Statistics/Christian Hill). In Deutschland und anderen Ländern sieht es nicht viel besser aus.

Nun schreibt sogar das Handelsblatt über die Machenschaften der amerikanischen Finanzelite: »Wer hätte das gedacht, das einmal diejenigen, die die globale Wirtschafts- und Finanzkrise mit verursacht haben, der Politik bei der Eindämmung des Desasters helfen sollen. In den USA ist das der Fall – und es ist wohl auch Tradition, dass die Finanzelite das Sagen hat in Washington. Das könnte schlimme Folgen haben«, heißt es da. Der frühere Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, Simon Johnson, sagt dazu: »Alle Finanzkrisen der jüngeren Geschichte wurden dadurch ausgelöst, dass eine wirtschaftliche Elite zu viel Macht bekam. Die USA unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht von Schwellenländern wie Südkorea oder Indonesien.« Johnson hat schon viele Finanzkrisen analysiert. Was er über die Verquickung von Wall Street und politischen Establishment sagt, klinge unheimlich, ja fast so, als gehe es um ein gruseliges Märchen, das ohnehin nicht wahr ist, weil es sich jemand von Anfang bis Ende ausgedacht hat. Doch es sei keine Täuschung sondern harte Realität, kommentiert das Handelsblatt.

Auch die New York Times fragte sich anlässlich des überraschend positiv ausgefallenen Banken-Stresstests, »ob die Übung nicht auf eine Schönfärberei der Probleme und Verwundbarkeiten der Banken« hinauslaufe. Statt Vertrauen zu erzeugen, wie es die US-Regierung angestrebt hatte, ist Misstrauen entstanden. Die Menschen beginnen zu erkennen, dass das amerikanische System ein Lügengewebe ist aus der Illusion, Ausweitung und Profit seien unbegrenzt möglich und müssten keinen Regeln folgen, und einem haarsträubenden Wirtschaften in die eigenen Taschen – auch gegen das eigene Volk.

Der Weg in die Krise begann schon vor langer Zeit, genau genommen bereits am 23. Dezember 1913, als das Federal Reserve System ins Leben gerufen wurde, und setzte sich über viele Etappen fort. Eine markante Etappe war die Konferenz von Bretton Woods, auf der die Weltwirtschaftslandschaft nach dem Zweiten Weltkrieg zugunsten der USA aufteilt wurde.

Vor 25 Jahren boomte die Finanzbranche unter Reagan, und die Regierungen Clinton und Bush führten die Strategie der Deregulierungen fort. Man erfand Verbriefungen, Zinsswaps und Credit Default Swaps, die das lukrative Transaktionsvolumen noch steigerten. Der Top-Ökonom Johnson stellt fest: »Es ist ein Fakt, dass die Wall Street mit Millionensummen Wahlkämpfer unterstützt hat, während sich Politiker für den Abbau gesetzlicher Vorschriften stark machten.« Seine Aussagen belegt er mit Zahlen. Die Finanzbranche wurde zu einem der größten Wahlkampfspender. Aus der früheren Überzeugung, was gut ist für General Motors, ist auch gut für das Land wurde, so Johnson: »Was gut ist für die Wall Street, ist auch gut für Amerika.« Tatsächlich weisen die Werdegänge vieler Entscheidungsträger aus dem Finanzsektor zahlreiche Verstrickungen zwischen Politik und Finanzlobby auf. Mit 130 Millionen Dollar war die Bank- und Versicherungsbranche der größte Wahlkampfspender bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr. Von den Investmentbanken Goldman Sachs, Lehman Brothers und JP Morgan hat vor allem Obama profitiert.

Im Gegenzug finden sich in der Regierung Obama Vertreter der Finanzelite wie Timothy Geithner, dem Ex-Chef der New Yorker Fed. Sein Mentor ist Robert Rubin, der nach einer Karriere bei Goldman Sachs Topberater der Citigroup wurde. Rubin ist der inoffizielle Berater Obamas. Seine Zöglinge sitzen in den wichtigsten Positionen der US-Regierung. Johnson ist sich sicher: Die Prominenten in der US-Führungsriege stellen nur einen kleinen, für alle sichtbaren Anteil dar. Nicht nur in der Regierung Obama, sondern auch in den letzten drei US-Regierungen bestand auf den unteren Ebenen eine Vielzahl persönlicher Verflechtungen. Johnson erklärt: »Es ist eine Art Tradition geworden, dass Mitarbeiter von Goldman Sachs nach ihrem Ausscheiden in den Staatsdienst wechseln.« Sie sorgen dafür, dass die Finanzmärkte nicht zu sehr reguliert werden. »Die Wall Street ist ein sehr verführerischer Ort, durchtränkt mit der Aura von Macht«, erklärt er weiter. Für viele Politiker sei richtig, was die Banken sagten. Doch das sei natürlich eine Illusion.

Wie groß die Illusion ist, die uns vorgegaukelt wird, kann man z.B. daran ablesen, dass die Rating Agentur Moody's am Mittwoch erklärte: »Die US-Wirtschaft dürfte dank ihrer langfristigen Widerstandsfähigkeit und ihrer internationalen Schlüsselrolle nach der gegenwärtigen Rezession wieder stark dastehen. Daher werde den USA mit der Note AAA weiter eine erstklassige Bonität bescheinigt.« Oder daran, dass sich die US montary base (die Gesamtmenge des in einer Wirtschaft umlaufenden Geldes) seit Juli 2008 mit einem Anstieg von 846,45 Mrd. US-Dollar auf 1.752,7 Mrd. US-Dollar mehr als verdoppelt hat. Die Jahreszuwachsrate der monetary base ist damit von 0,9 auf 111 Prozent explodiert!

Und ebenfalls daran, dass führende Länder wie China, Russland und Brasilien an der Ablösung des Dollar als wichtigster Reservewährung arbeiten, da seine Schwankungen die Schwellenländer bedrohen. Der UNO-Gipfel vom 1. bis 3. Juni hat sich die Ablösung des Dollars als Aufgabe gestellt. Die amerikanische Zentralbank gibt sich ebenfalls lieber unwissend. Zur Lösung der Finanzkrise hat die Fed über acht Billionen Dollar an Krediten und Bürgschaften an Banken und Finanzinstitute vergeben. Bis heute weigert sich die Federal Reserve, die Namen der Empfänger zu nennen. Wer dieses Video noch nicht gesehen hat, sollte es baldmöglichst nachholen – und staunen: http://info.kopp-verlag.de/news/federal-reserve-ausser-kontrolle.html.

Fazit

Vermutlich ist es nicht möglich, bestimmte weltweit in Gang gekommene Prozesse zu stoppen. Was heute geschieht, ist das Ergebnis vieler Jahre, in denen es bequemer war, darauf zu hoffen, dass der GAU ausbleiben würde und die Bäume weiter in den Himmel wachsen. Viele von uns waren wirklich nicht informiert. Doch Nichtwissen schützt bekanntlich nicht vor Strafe.

Wir alle haben nun die Gelegenheit aufzuwachen und unser Bewusstsein für die Vorgänge in der Welt zu schärfen. Weder blinder Zorn, noch Zukunftspanik, noch eine Vogel-Strauß-Politik werden uns helfen. Gefordert sind Mut, Flexibilität und Realitätssinn. Sicher ist nur: Wenn wir jetzt nicht anerkennen, was ist, ist jede Aussicht auf Veränderung verloren. Astrologisch stehen die Zeichen der Zeit auf Ent-Täuschung, global und privat. Wenn wir nicht sehen wollen, wo wir – und die Nationen – der Heilung bedürfen, ist keine Heilung möglich.

Brigitte Hamann arbeitet seit 1987 hauptberuflich als unterrichtende und beratende Astrologin. Sie ist Autorin bekannter astrologischer Bücher wie Die Zwölf Archetypen, Ihr Lebensziel und Das Innere Kind im Horoskop. Mit der »Entwicklungsorientierten Astrologie« schuf sie eine astrologische Landkarte, die in das Zentrum menschlicher Grundmotivationen, Sehnsüchte und Ziele führt. Nach vielen Jahren der Zusammenarbeit mit Michael Roscher gründete sie die Akademie für Entwicklungsorientierte Astrologie EOA®, an der sie ihre Methode unterrichtet. 2006 erschien ihr Buch Reise zum Lebensziel, eine neue Typologie der Lebenswege, die das wertvolle astrologische Gedankengut auch für Nicht-Astrologen aufbereitet.

Seit 2007 befasst sie sich intensiv mit dem Spezialgebiet der Geo-Astrologie.

Mehr über ihre Tätigkeit erfahren Sie unter: www.brigitte-hamann.de.



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