Samstag, 19. September 2009

Geheimakte Geldschöpfung:

Wie der deutsche Staat die Banken heimlich subventioniert

von Gerhard Spannbauer

Fiat money – es werde Geld. Den Einfluss auf die Geldmenge und deren Steuerung haben die Staatsregierungen den Zentralbanken in die Hand gelegt. Die Befugnis zur Geldschöpfung liegt, so die verbreitete Meinung, alleine bei den scheinbar staatlichen Zentralbanken. Wenig bekannt und kaum untersucht ist aber, dass auch die Geschäftsbanken unter dem Schutz der Gesetzgebung ebenfalls in großem Stile Geld schöpfen – auch den privaten Banken ist es erlaubt, Geld aus dem Nichts erschaffen, und zwar in viel größerem Ausmaß als es die Zentralbanken tun.

Wissenschaftler wie Professor Joseph Huber gehen davon aus, dass mittlerweile 90 bis 95 Prozent unseres Geldes in den Geschäftsbanken »geschöpft« werden, wie es so schön heißt. Die Erfindung des Giralgeldes hat es den Banken ermöglicht, das Giral- oder Buchgeld nicht nur vom Gold, sondern auch zunehmend vom Papiergeld unabhängig zu etablieren und dadurch Geld fast vollständig zu entmaterialisieren – es braucht nicht mal mehr das Papier, um zu existieren. Je mehr sich der bargeldlose Zahlungsverkehr verbreitet, umso größer wird die potenzielle Spannweite der Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken – und die Banken bedienen sich dieser Einkommensquelle maßlos.

Natürlich schaffen die Geschäftsbanken kein Geld, wie es von der Zentralbank ausgegeben wird. Über den Umweg der Kreditgewährung geben sie aber dem Kreditnehmer einen Anspruch auf Zentralbankgeld, was darauf hinausläuft, dass sie zahlungsfähiges Geld selbst erschaffen: Der Kreditnehmer kann in der modernen Geldwirtschaft alleine schon mit diesem Anspruch am Wirtschaftsleben teilnehmen. Die Banken geben, wie man sagt, ein Zentralbankgeld-»Surrogat« aus, das genauso am Markt gehandhabt wird wie das Geld der Zentralbank.
Mithilfe dieser privaten Geldschöpfung erwirtschaften die deutschen Banken schon bei einem nationalen Wirtschaftswachstum von nur einem Prozent einen geschätzten Gewinn von 25 Milliarden Euro pro Jahr – Geld, das in die Tasche des Staates fließen würde, hätte er die Geldschöpfung nicht aus der Hand gegeben. So lässt der Staat riesige Einnahmen, die ihm zustehen könnten, komplett als Geldschöpfungs-gewinn in private Hände fließen. Pro Bürger würden hier 600 bis 900 Euro pro Jahr anfallen, doch der Staat subventioniert mit dieser riesigen Summe die Geschäftsbanken, anstatt die Geldschöpfung selbst als gewinnträchtiges Zusatzeinkommen zu nutzen.
Professor Joseph Huber von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und James Robertson, ehemaliger Direktor des Forschungsinstitutes der Britischen Banken und Politikberater, fassen dieses Gebaren der Banken folgendermaßen zusammen: »Heute nehmen Regierungen Schulden in einem Geld auf, dessen Neuschöpfung sie den Banken selbst genehmigt haben und für das sie Zinsen an Banken und Privatpersonen zahlen müssen.« Ein großer Teil der Staatsverschuldung entsteht allein, dass der Staat das Geld im Wesentlichen nicht selbst »macht«, sondern »machen lässt« und dafür Zinsen bezahlt – zulasten seiner Bürger, die mit ihren Steuern diese Einnahmequelle der Banken finanzieren.
Ein genialer Schachzug der Banken – ebenso genial, wie den ganzen Vorgang derart raffiniert und scheinbar unverständlich darzustellen, sodass große Teile der Öffentlichkeit, der Politik und selbst der Wirtschaft nicht verstehen können oder wollen, was eigentlich passiert. So ist diese Form der Bankgeschäfte heutzutage derart selbstverständlich geworden, dass sie kaum einer mehr hinterfragt – und die Geschäftsbanken führen weiterhin große Mengen Geld am Staat vorbei in die eigenen Taschen, einfach, indem sie es selbst neu erschaffen. In der Volkswirtschaftslehre gibt es sehr wenige Wissenschaftler, die sich mit diesem brisanten Thema analytisch auseinandersetzen; herausheben möchte ich Professor Joseph Huber, der in dieser Richtung große denkerische Vorarbeit und Aufklärung geleistet hat und sich dafür einsetzt, die Geldschöpfung wieder dem Staat zuzuführen. Er ist der Meinung, dass dies auch ohne Weiteres möglich wäre, politischer Wille vorausgesetzt. Viele Informationen zu diesem Thema finden sich auf seiner Homepage http://www.monetative.de.

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