Samstag, 5. März 2011

Wie Öko ist der Biosprit wirklich

Tempolimite oder Anreize, weniger zu fahren, kommen bei den deutschen Wählern schlecht an, also fordert das niemand ernsthaft. Dieses Defizit soll Biosprit beheben – und kann es nicht.

Wenige Boykottaufrufe einiger winziger Bürgerinitiativen haben gereicht. 70 Prozent der Autofahrer weigern sich, den neuen Supertreibstoff E10 zu tanken. Die Motivation hierbei ist aber das heil ihres PKWs nicht der Sorge der Umwelt geschuldet.
Dabei ist es nicht besonders effizient, Biomasse im Autoverkehr einzusetzen. Erheblich mehr Kohlendioxid ließe sich vermeiden, wenn man Biomasse in Kohlekraftwerken statt Kohle verfeuert und daraus Strom und Wärme erzeugt werden würde.

Biosprit bringt noch mehr Probleme mit sich: In einer Welt, in der die Mittelschichten überall wachsen, steigt der Fleischkonsum gewaltig. Dafür braucht es mehr Flächen, um Futtermittel anzubauen. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung; derzeit hungert rund eine Milliarde Menschen. Wer das nicht hinnehmen möchte, muss die vorhandenen Acker- und Weideflächen für die Nahrungsmittelproduktion nutzen. Doch der Klimawandel bringt es mit sich, dass wichtige Agrarexportregionen wie Australien, die Ukraine oder Russland im vergangenen Jahr als Weizenproduzenten nahezu ausgefallen sind. Gleichzeitig lassen immer mehr Staaten Lebensmittel für ihre Bevölkerungen im Ausland produzieren. Seitdem die Lebensmittelpreise 2008 auf ihren bisherigen Höhepunkt stiegen, ist daraus eine regelrechte Welle geworden. Und dann kommt zu alldem auch noch die Biomasseproduktion für Agrarsprit dazu.

Der Agriculture Euro Fonds der Deutschen Bank, brachte Deutschlands größtem Geldinstitut nicht nur fette Gewinne sondern auch viel Ärger ein. Bereits 2008 machte die Bank für den Rohstofffonds auf Brötchentüten Reklame.
Der Slogan: »Freuen Sie sich über steigende Preise?« Das ging nicht lange gut. Der Fonds zog den Zorn des Netzwerkes Attac auf sich. Proteste wurden organisiert: »Geschäftemacherei mit dem Hunger«, lautete der Vorwurf.
Die Werbekampagne wurde eingestellt, nicht aber der Fonds.



 5.3.2011


Herr Driftmann, 63, leitet die Firma Peter Kölln, von der die Haferflocken in den blauen Packungen stammen. Er ist ehrenamtlich Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Honorarprofessor für Betriebswirtschaftslehre in Kiel und Mitglied der Bundeswehr-Reformkommission.


WirtschaftsWoche: 

Herr Driftmann, als geschäftsführender Gesellschafter der Köllnflockenwerke kennen Sie die Agrarmärkte aus dem Effeff. Welche Auswirkungen hat der Aufschwung von Ökosprit?

Driftmann: Wir bekommen in Deutschland so gut wie keinen Hafer mehr. Unser Getreide müssen wir jetzt teuer aus dem Ausland beziehen. Das sind die Folgen des Bioenergiebooms, der den klassischen Anbau verdrängt. Auch deshalb steigen die Nahrungsmittelpreise. Für uns in Deutschland ist das allenfalls ärgerlich, wir können uns die Brötchen trotzdem leisten. Aber was sich in vielen anderen Ländern der Welt abspielt, ist dramatisch.
Wie dramatisch?
Ich befürchte, in spätestens drei Jahren könnten wir eine globale Hungerkatastrophe erleben. Die Tortillakrise 2007/08 war nur ein Vorspiel. Der aktuelle Umsturz in Nordafrika hat viele Gründe, aber ein Auslöser waren die steigenden Nahrungsmittelpreise. Europa droht der Ansturm von Millionen Hungerflüchtlingen und sollte sich darauf vorbereiten.

Innerhalb von nur acht Monaten sind 44 Millionen Menschen durch den dramatischen Anstieg der Nahrungsmittelpreise total verarmt. Die Aufstände in Nordamerika haben gemeinsam, dass zuvor die Preise für Nahrungsmittel einen Raketenstart hingelegt haben.
Es verhungern weltweit Menschen und wir machen Bio-Sprit aus Nahrungsmitteln.



www.regenwald.org warnt :

Die Politiker in Europa und Amerika wollen uns weismachen, dass sogenannte Bio-Kraftstoffe das Klima schonen. Doch längst haben Berichte über die ausbeuterischen und umweltzerstörerischen Produktionsverfahren das schöne Bio-Image des Agrosprits zerstört. Selbst das Bundesumweltamt äußerte sich kritisch. Das Institute for European Environment Policy (IEEP) bezeichnet Agrosprit sogar als Klimakiller. Womöglich ist es doppelt so schädlich wie herkömmlicher Kraftstoff.

Die "nachwachsenden Rohstoffe", die E10 und Biodiesel ein ökologisches Image verleihen sollen, werden auf riesigen Plantagen angebaut. Für diese Monokulturen werden Regenwälder, Feuchtgebiete und anderen wertvolle Ökosysteme vernichtet. Daran ändert auch eine deutsche Nachhaltigkeitsverordnung mit vielen Schlupflöchern nichts.

In Brasilien wird bereits auf 9 Millionen Hektar Zuckerrohr angebaut. Gleichzeitig verringert sich die Fläche zum Anbau von Bohnen und Reis, den Hauptnahrungsmitteln in Brasilien, jährlich um 10 Prozent.

Die Lebensmittelindustrie schlägt mittlerweile Alarm. Der Agrosprit verdrängt den herkömmlichen Anbau und lässt die Preise für Nahrungsmittel steigen. Aktuell ist der Nahrungsmittelpreis-Index der Vereinten Nationen schon auf dem höchsten Stand seit 21 Jahren.

Die Kritik am neuen E10 wird immer größer. Die Mineralölkonzerne bleiben auf ihren E10-Beständen sitzen und stellen die Einführung des neuen Kraftstoffs immer stärker in Frage, selbst CDU-Politiker aus dem Europaparlament fordern die Einführung von E10 zu stoppen. Jetzt muss endlich auch die Politik reagieren. Fordern Sie Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesumweltminister Norbert Röttgen auf, die Beimischungspflicht für Benzin und Diesel komplett abzuschaffen. Damit die Verbrennung von Lebensmitteln in Autotanks endlich ein Ende hat.




Mit einer 200 Mann starken Privatarmee, darunter Paramilitärs aus Kolumbien, lässt der Palmölkonzern Dinant des Agrarunternehmers Miguel Facussé die Menschen im Aguan-Tal im Norden von Honduras terrorisieren und umbringen, berichtet das Entwicklungsjournal Welt Sichten.


„Sie erschießen Bauern wie Tiere“, erklärt Lidia Ramos aus der Siedlung La Concepción gegenüber einer Abordnung von Menschenrechtlern und Medienvertretern aus Deutschland. Mittlerweile 23 Morde an Bauern sowie der Mord an einem Journalisten und seiner Frau werden Facussé und seiner Corporación Dinant angelastet.


Dinant soll sich mit Tricks und der Komplizenschaft der Regierung das Land von 700 Bauernfamilien angeeignet haben – insgesamt 11.000 Hektar. Die Bauern haben Teile der Palmölplantagen besetzt. Der Konzern versucht den Landkonflikt mit Gewalt zu lösen und schreckt auch nicht vor Mord zurück.


Im Januar 2009 genehmigte die International Finance Corporation (IFC), der für die Privatwirtschaft zuständige Teil der Weltbank, der Corporación Dinant einen 30-Millionen-US-Dollar-Kredit (Nummer 27.250). Ziel der Finanzierung ist es, „die Produktionskapazitäten zu erweitern“ und „neue Ölpalmplantagen zu entwickeln“.


In Deutschland hat Dinant weitere 20 Millionen US-Dollar beantragt. Die bundeseigene DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH, die zur staatlichen KfW- Bankengruppe gehört, prüft aktuell das Gesuch, wie die Kölner Gesellschaft Rettet den Regenwald gegenüber schriftlich bestätigte. Aufgrund des Bankgeheimnisses will die DEG aber keine Angaben zur Prüfung und zum Status der Finanzierung machen.


Rettet den Regenwald fordert Weltbank und DEG auf, keine Kredite und Entwicklungsgelder an die Palmölindustrie zu geben. Die riesigen Monokulturen sind weder umweltfreundlich noch kommen sie den Menschen zugute. Die Palmölproduktion für den Weltmarkt und Agrardiesel (sogenannter Biodiesel) ist tödlich für Mensch, Umwelt und Klima.

Quelle

1 Kommentar:

  1. E10 sollte aus vielen Gründen abgeschafft werden. Ich habe einige in meinem Blog beschrieben. Es gibt auch eine Petition gegen E10. Bitte unterzeichnet diese.

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