Montag, 26. Juli 2010

Der Irrtum des Ökonomen John Maynard Keynes

Karin Pfeiffer-Stolz , schrieb in .. die freie Welt ... einen Artikel, der so genial ist und meine Meinung so schön und ohne Ergänzung wieder gibt, das ich ihn einfach meinen Lesern nicht vorenthalten will. Viel Spass beim Lesen



„Durch Konsum auf Kredit wird man reich.“ Was ist verkehrt an dieser Aussage? Nichts. Sie stimmt. Woher dann der Katzenjammer?

Seit Jahrzehnten beeinflußt das bekannte Dogma des Ökonomen John Maynard Keynes (1883–1946) maßgeblich alle wirtschaftlichen Entscheidungen privater und öffentlicher Haushalte. Fröhlich dreht sich das Verschuldungskarussell. Doch ach, auch die lustigste Karussellreise geht irgendwann zu Ende, und dann setzen Schwindel und Übelkeit ein.
„Durch Konsum auf Kredit wird man reich.“ Was ist verkehrt an dieser Aussage? Nichts. Sie stimmt. Woher dann der Katzenjammer?

Eine „fausse idée claire“

Niemand, der recht bei Trost ist, glaubt daran, seinen privaten Wohlstand durch Geldausgeben auf Pump vermehren zu können. Die Keynes-Lehre ist im Mikrobereich des täglichen Wirtschaftens längst als Unfug entlarvt. Anders verhält es sich im Makrobereich der Politik und Ökonomie, dort wird Deficit Spending für wertschöpfend gehalten.
Einer Aussage wird dann Glauben geschenkt, wenn sie logisch ist. Oft genug aber entpuppt sich die Logik als Scheinlogik. Komplexe Sachverhalte lassen sich grundsätzlich nun einmal nicht einfach erklären. Dennoch begegnen uns auf Schritt und Tritt Lehrsätze, die auf den ersten Blick einleuchten. Alexis Tocqueville bezeichnete den scheinlogischen Kurzschluß im Denken als „fausse idée claire“, die falsche, aber klare Idee. Die vordergründige Logik des Satzes, man werde reich durch Konsum, beruht auf einem solchen Denkfehler; ihr Ursprung ist ein semantisches Mißverständnis. Worte sind Stolpersteine auf dem Weg der Wahrheit, sagte Samuel Butler. Betrachten wir nun einen der Stolpersteine näher.

„Durch Konsum auf Kredit wird man reich.“
Zunächst untersuchen wir Wortwahl und Aufbau des Satzes. Das grammatische Subjekt (Wer oder was?) begegnet uns als das unpersönliche Pronomen „man“. Wir fühlen uns alle irgendwie angesprochen und mit eingeschlossen. (Ähnliche Effekte werden erreicht durch Gebrauch des Pronomens „wir“ – deshalb seine bevorzugte Verwendung in politischen Reden.)

Die richtigen Fragen stellen

Um den Keynes-Lehrsatz vom Kopf auf die Füße zu stellen, ist zu fragen: WER wird durch Konsum reich? Damit eröffnet sich eine neue gedankliche Perspektive. Dem in dieser Weise Fragenden dämmert, daß er bei der Rezeption des Satzes arglistig in eine falsche Richtung gelockt wurde. Seine Sprach- und Denkgewohnheiten wurden ihm zur Falle. Denn üblicherweise haben wir es bei ähnlich konstruierten Aussagesätzen mit einem konkreten Subjekt zu tun.

Karlheinz wird durch Schaden klug.

Das ist eine eindeutige Aussage. Karlheinz ist gemeint. Wird das Subjekt durch ein unbestimmtes Pronomen ersetzt, dann ist von einer Eindeutigkeit der Aussage nicht mehr die Rede:

Man wird durch Schaden klug.

In vielen Fällen mag das zutreffend sein. Dennoch wird, wie wir wissen, eine beträchtliche Anzahl von Personen niemals durch Schaden klug! Manch einer wird davon bloß dümmer.

Wer profitiert?

Wer also wird reich? Es muß jemand anderes sein als ich oder du oder Karlheinz. Nun lüftet sich das Geheimnis. Die Schöpfer des Satzes „Durch Konsum auf Kredit wird man reich“ haben mit „man“ sich selbst gemeint. Wir hingegen beziehen es auf alle Subjekte, also auch auf uns selbst und auf unseren Nachbarn, der schon wieder ein neues Auto gekauft hat.
Die Schöpfer des Dogmas dachten also an sich selbst, als sie das sagten. Und jetzt ist klar, wie recht sie damit hatten! Sie sind nun einmal nicht wir. Sie sind geradezu das Gegenteil von uns.
Das Indefinitpronomen „man“ ist ein wahres Chamäleon. Es dient zwei Herren zugleich. Den einen erlaubt es, vom Tisch zu essen, den andere für sie decken. Den anderen erzählt es, es sei dafür gesorgt, daß der Tisch immer gedeckt ist, sofern das Vorhandene nur eifrig verzehrt wird. Das geht so lange gut, wie die Vorratskammer gefüllt ist. Seinen unwiderstehlichen Charme entfaltet das Dogma vom Reichkonsumieren in seiner scheinbar sozialen Dimension. Genuß ohne Reue. Konsum ohne Arbeit. Das sind vorparadiesische Zustände. Die bittere Erkenntnis aber lehrt: sie gelten nicht für alle!

„Durch Konsum auf Kredit wird man reich.“

Wie wir erkannt haben, ist die Aussage janusgesichtig. Spricht ihn der Bürger, so ist der Satz falsch. Kommt er hingegen aus dem Munde des Politikers, des Systemökonomen oder eines Mitglieds der Hochfinanz, so ist der Satz wahr. Die Machtelite profitiert vom konsumorientierten Wirtschaftsleben. Ihren Repräsentanten allein kommt die Umsatzrendite zugute. Einen anderen Gewinn gibt es nicht. Konsumenten und Wertschöpfende aus dem einfachen Volk bilden das Produktionsinventar des „Unternehmens Reich-durch-Konsum“. Als Werkzeuge im Prozeß naturgesetzlicher physikalischer Abläufe sind sie dem unweigerlichen Verschleiß preisgegeben. Was niemand hören will: Wo gekauft wird, muß auch gearbeitet werden. Auch hier stellt sich jeweils die Frage nach dem Subjekt: Wer kauft? Wer arbeitet? Daß die Subjekte beider Sätze kaum deckungsgleich sind, ist bekannt.

Des einen Freud, des anderen Leid

Das Kurzschlußdenken hat nicht nur Privatleute zu kreditfinanziertem Konsum verleitet, es sind ihr auch zahlreiche Institutionen und arglose Kommunen auf den Leim gegangen. Es wäre an der Zeit, die eine Aussage des Keynes'schen Lehrsatzes als zwei einander widersprechende Botschaften zu begreifen. Sie wandelt ihr Gesicht, je nachdem, wer sie spricht. „Sprache ist eine Waffe, haltet sie scharf!“ gab uns der kluge Kurt Tucholsky mit auf den Weg. Folgen wir seinem Rat! Das Indefinitpronomens „man“ muß lediglich durch das eindeutige Subjekt ersetzt werden. Unser Eingangssatz lautet dann so:

Durch Konsum auf Kredit – also durch immer neue Verschuldung – wird die Machtelite reich.“

Noch Fragen?

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